
Einmal Anfängerschnuppern im Sonnenuntergang
Getrieben vom virtuellem Gruppenzwang habe ich mich am Donnerstag Abend tatsächlich auf den Weg gemacht. Um es hier nochmal ganz ehrlich zu sagen: Ich habe meine Probleme mit fremden Leuten, großen Gruppen und überhaupt sozialen Kontakten. Entsprechend laut hat mein Herz auf den 10 Minuten Fußweg auch geklopft, und mein Kopf alles mögliche versucht mich zum Umdrehen zu überreden. Selbst vor der Wache habe ich erst einmal einen Moment doof rumgestanden. Wenn da noch gar keiner war? Wenn der heutige Dienst abgesagt war? Wenn ich zu früh war? Wenn die, die waren sich wundern würden, dass jemand darum herum schlich auf der Suche nach einem Eingang? Wenn wenn wenn…mein Kopf ist bei so etwas wirklich unheimlich hinderlich.
Schlussendlich bin ich dann doch vorsichtig hinter jemanden her gegangen. Eine offene Tür an der Seite der Wache war nun auch nicht so unendlich schwierig zu finden. Und tatsächlich standen dort schon die ersten Kameraden – inklusive dem, dem ich quasi gefolgt bin – und unterhielten sich.
„Ach, du bist also die von facebook?“, wurde ich begrüßt. Was konnte ich da anderes antworten als „Ja.“ ? Und, wer hätte es gedacht: niemand hat mich gebissen! Wir haben einander vorgestellt, uns ein bisschen unterhalten, darüber geredet, was vor uns liegen würde, wer was war, ein bisschen dies und das. Man merkte, dass die Freude unter denen, die die Geschichte auf facebook mitbekommen hatten, groß war. Die Interessierte hatte es tatsächlich hin geschafft. Und dann waren da natürlich die Überraschten Gesichter. Dieses „Oh eine Neue. Herzlich willkommen.“ Alles in allem würde ich die ersten Kontakte als sehr offen und freundlich bezeichnen.
Dienstantritt
Ein bisschen seltsam für mich war das Antreten zum Dienst. Ich wusste ehrlich gesagt gar nicht, was ich erwartet hatte. Gemeinsam in Reihe stehen, Ansagen von vorne, ein Bild von Gehorsam war es irgendwie nicht. Im Nachhinein ist es komisch das so zu schreiben, weil es irgendwo ja Sinn macht. Was ich ebenfalls gemerkt habe und jetzt in Zukunft noch lernen muss: Die Feuerwehr hat ihre eigene Sprache. Da sind die Abkürzungen lf, tlf, mtf, dlk für die Fahrzeuge, da sind die Angriffs-, Wasser- und Schlauchtrupps. Da sind die Truppführer und Maschinisten, die Melder, die Wehrführer, die Gruppenführer und was weiß ich noch alles. Ich denke, wenn ich in Zukunft die Lehrgänge gemacht habe, werde ich ein tieferes Verständnis für die genaue Aufteilung haben (und diese dann auch hier teilen), aber lasst euch einfach gesagt sein dass ich einfach ein bisschen überfordert war.
Für meinen Schnupperdienst rückte man dann auch direkt mit allen drei Fahrzeugen (lf, tlf, dlk) aus. Einer der Kameraden, die nicht mitkamen, lieh mir seine Jacke aus, da es später doch noch kühl werden sollte, und ich durfte mit in eins der Fahrzeuge klettern und mich an einen der Trupps anhängen.
Klar war von Anfang an, dass ich nur zuschauen durfte. Ich hatte weder Ahnung von dem, was die da machten, noch Ausrüstung. Aber lasst es euch sagen, dass es spannend war auf dem Discounterparkplatz vor Ort zuzuhören, was zum Aufbau der Drehleiter alles dazu gehörte (die Hälfte habe ich inzwischen eh wieder vergessen schätze ich) und den Kameraden dann bei der Arbeit zuzusehen. Hier wurden Schläuche gerollt, dort angekuppelt, dort wurde versucht eine Kupplung am Korb zu befestigen.
Und während die ersten Kameraden bei irgendwas über 20m Höhe begannen die Bäume zu gießen durfte ein anderer Trupp mit zwei weiteren Schläuchen den Graben nebenan gießen. Nach einem Austausch von Kameraden – andere durften mal in den Korb – durfte ich das Wasser für den Grabentrupp wieder aufdrehen. Und woah: man braucht ganz schön Kraft dazu.
Die Drehleiter rauf
„Hast du Höhenangst?“, wurde ich gefragt, als die Übung beendet war und man sich dran machte alles wieder zusammen zu packen.
„Ja.“, war die ehrliche Antwort von jemanden, der bereits voller Panik in vollkommener Sicherheit oben auf irischen Klippen saß und Sturtzfantasien hatte.
„Mh…willst du trotzdem mal versuchen mit hoch zu kommen? Nur zum schauen. Du kannst jederzeit sagen, wenn es dir zu viel wird. Wir fahren dann direkt wieder zurück.“ Was für ein cooles Angebot! Und das ohne dass ich Ausrüstung oder sonst etwas hatte. Und ja, ein bisschen mulmig wurde mir, als ich in den Korb gestiegen bin. Aber ich habe mich gut festgehalten, und wenn man nicht runter schaut, dann sind auch 25 Meter in der Höhe auch nicht ganz so schlimm.
Eigentlich sind sie sogar ganz cool, den auf einmal habe ich verstanden was der Kamerad mit „den Sonnenuntergang anschauen“ gemeint hat. Auf dem Boden war es nämlich schon ganz schön dunkel geworden in der Zwischenzeit, oben in der Luft konnte man noch das Abendrot beobachten. Tatsächlich haben wir sogar noch die Lichter vom Fernsehturm sehen können. Was für ein cooler Abschluss von einem eh schon sehr spannenden Schnupperdienst.
Zum Schluss wurde noch einmal Angetreten, ein paar organisatorische Sachen besprochen und dann war auch schon quasi Feierabend. Mit den Kameraden konnte ich noch einmal zum quatschen und ein Bierchen trinken gegangen, danach hieß es für mich Feierabend, das Gesehene und Gehörte verarbeiten.
Aber für mich stand fest: Da werde ich in Zukunft wohl regelmäßig vorbei schauen. Es hat sich gelohnt.…