Atemschutzüberwachung

Atemschutzüberwachung

Wenn ich mich nicht direkt nach dem Dienst hinsetze und diesen verblogge tue ich mir echt schwer damit, das nachträglich zu tun. Entschuldigt daher bitte den Stau an neuen Meldungen, mit kleinem Kind zu Hause ist meine Zeit am PC leider sehr begrenzt.

Diesen Donnerstag gab es für uns ein echt spannendes Thema: Atemschutz. Unsere Atemschutzgeräteträger (während ich das schreibe verstehe ich die Abkürzungen. Also: AGT) bekamen ihre jährliche Einweisung. Da aber nicht alle von uns AGT sind, musste der restliche Haufen auch beschäftigt werden. Und was macht da mehr Sinn, als die Überwachung des Atemschutzes, die wir lernen durften. Und ich sage bewusst „lernen“, denn außer mir saßen noch fünf weitere neue mit im Raum, dazu 3 die schon lange dabei sind. Wir wachsen also!

Ein bisschen Geschichte

Angefangen hat es mit dem Thema: Warum braucht es eigentlich Atemschutzüberwachung (Kurz: ASU)?

Kurze Antwort: Weil die Kameraden unter Atemschutz beim Arbeiten nicht zwingend Zeit dazu haben, die übrig bleibende Luft im Auge zu behalten.

Längere Antwort: Im Jahr 1996 gab es noch keine ASU. Zu der Zeit begab es sich in Köln, dass die dortige Berufsfeuerwehr zu einem Kellerbrand gerufen wurde. Ein Trupp aus drei Mann drang unter Atemschutz in den Keller vor und begab sich erst auf Rückzug, als die Luft eines Kameraden knapp wurde – angezeigt durch ein Signal, dass die Flaschen machen, wenn sie nur noch zu 10-15% gefüllt sind. Allerdings hatte sich sein Sicherungsseil unbemerkt gelöst, verfangen und hinderte ihn ab einem bestimmten Punkt am weiterkommen. Die Kameraden konnten ihn nicht befreien und mussten ab einem bestimmten Punkt weiter. Die eigene Luft wurde knapp. Als er schließlich von einem Rettungstrupp geborgen wurde, war er bereits leblos und konnte nicht reanimiert werden.

Die Feuerwehrsprechkorrekteversion habe ich hier gefunden. Die gesamte Geschichte hat man uns noch ein bisschen länger beschrieben. Eine Ausführlichere Version habe ich allerdings nicht gefunden. Wer etwas hat: Gerne einen Link in die Kommentare.

Um es kurz zu machen: Es ist verdammt viel falsch gelaufen an diesem Tag. Aber man hat daraus gelernt und inzwischen ist ein eine eingerichtete Atemschutzüberwachung und ein Sicherungstrupp die Voraussetzung dafür, dass Kameraden unter Atemschutz arbeiten dürfen.

Sicherungstrupp?

Sicherungstrupp, ganz kurz: ein zweiter Trupp aus Atemschutzgeräteträgern, der außerhalb bereitsteht. Auch dieser ist bereits für den Atemschutzeinsatz ausgerüstet, die Flaschen allerdings noch nicht angeschlossen. Wenn den Kameraden im Inneren etwas passiert, kann der Sicherungstrupp sofort los ziehen und retten kommen.

Zur Überwachung selbst

Prinzipiell gibt es keinen besonderen Posten, der für die ASU verantwortlich ist. Bei uns wird standardmäßig der Melder (Notiz an mich: Irgendwann einmal über die verschiedenen Positionen der Feuerwehrleute und Trupps schreiben) dafür eingesetzt. Wenn es keinen solchen gibt, kann diese Aufgabe auch der Maschinist oder der Gruppenführer übernehmen.

Die ASU ist dafür zuständig zu Wissen wer unter Atemschutz wann wo ist. Außerdem muss er dafür sorgen, dass die Kameraden dazu gezwungen sind, einen regelmäßigen Blick auf ihren Flaschendruck zu haben. Sprich: Nachfragen. Wir haben dafür vorgefertigte Zettel, auf denen das alles eingetragen werden kann: Wer ist in welchem Trupp mit welchem Atemschutzgerät unterwegs? Wie war der Anfangsdruck? Wann ging es los? Wie viel Restdruck hatte der Kamerad mit dem geringsten Druck, als der Trupp an der Einsatzstelle ankam? Daraus kann man dann errechnen, bei wie viel Restdruck der Trupp seinen Rückzug antreten muss.

Man rechnet damit, dass der Rückweg länger dauert und anstrengender ist, als der Hinweg. Also rechnet man für den Rückweg noch den doppelten Druck als Rest, den man für Hin gebraucht hat. Beispiel gefällig?

Der Druck zu Beginn war 300bar.
Bei Ankunft am Einsatzort ist der Druck an der Flasche des Kameraden mit dem niedrigsten Druck 270bar. Dies wird der ASU gemeldet.
Per Vordruck auf dem Protokoll kann dieser nun errechnen/sehen, dass der Kamerad 30bar veratmet hat. Ebenfalls Notiert steht dort bereits, dass der Trupp bei einem Restdruck von 60bar (oder einer Zeit von x Minuten) zum Rückzug gerufen werden muss.

Die entsprechende Zeit kann nun per Eieruhr eingestellt werden, damit der ASU auch wirklich daran erinnert wird, den Trupp anzufunken. Außerdem kann er sich selbst notieren, nach einem und zwei dritteln der Zeit noch einmal nachzufragen wie es beim Trupp aussieht, um eventuell die Zeit ein bisschen nach vorne oder hinten anzupassen.

Mehr zu tun? Mehr zu tun!

Ebenfalls ist der ASU dafür verantwortlich zu wissen, wo sich der Trupp gerade befindet. Schließlich soll der Sicherungstrupp nicht selbst noch suchen müssen. Dazu steht er per Funk ganz eng im Kontakt mit dem entsprechenden Angriffstrupp. Dieser gibt von selbst Standortveränderungen an den ASU weiter. Dieser kann sich den Standort so merken (schlechte Idee) oder so notieren, wie er es am besten versteht. Ebenfalls sollte er den Funkkontakt zwischen Gruppenfrührer und Angriffstrupp mithören können, falls dort ebenfalls Standortveränderungen genannt werden.

Insgesamt kann der ASU bis zu drei Trupps überwachen. Jeder Trupp mehr wird chaotisch. Bei uns selbst gibt es auch kaum so viele AGTs. Tatsächlich habe ich allerdings von dem Kameraden, der bei uns am meisten ASU macht erfahren, dass er vor ein paar Jahren 4 oder 5 Trupps gleichzeitig überwacht hatte. Das scheint Stress pur gewesen zu sein und ist nicht wirklich zu empfehlen.

Zum notieren, wer gerade im Gebäude (oderoderoder) unterwegs sind, und wer schon zurück ist, haben unsere AGTs übrigens Tags. Das sind große Metallplatten, auf denen die Namen der Kameraden eingeprägt sind. Diese kann der ASU an seinem Klemmbrett befestigen und behält sie so lange, bis der entsprechende Kamerad wieder zurück ist. So weiß man immer, wer noch unter Atemschutz ist, und wer nicht. Das System finde ich eigentlich super praktisch. (Vor allem weil ich sowieso Probleme mit Namen habe. Bei einer Hand voll Kameraden kann ich inzwischen Gesicht und Namen zusammen bringen, aber noch lange nicht bei allen. Da ist es einfacher einen Tag in die Hand gedrückt zu bekommen, auf dem der Name drauf steht.)

Das soll es fürs erste von mir gewesen sein. Wenn ich etwas vergessen habe, Unklarheiten bestehen oder ich geschimpft werden soll, weil ich zu wenig schreibe: Da unten sind die Kommentare. Verewigt euch 😉

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